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Vergaserverkokung
geschrieben von bp4willi 
Vergaserverkokung
02. November 2016 00:40
Aus den Beiträgen, die ich hier so mitgelesen habe,
habe ich verstanden, dass die Vergaserwendel der PX sich mit Kohle zusetzt,
a) bei Betrieb mit niedrigem Druck, also niedriger Temperatur,
und
b) bei Betrieb mit mageren Gemisch und hoher Temperatur wegen Krackprozessen.

Das erscheint mir nicht ganz logisch, dass bei beiden Betriebszustanden sich der Vergaser zusetzen soll.

Habe ich das falsch verstanden?

Was sind die Details der zugrundeliegenden Prozesse, die zur Kohlebildung im Vergaser führen?

Gruß
Willi
Re: Vergaserverkokung
02. November 2016 08:22
Hallo Willi,

die Wendel setzt sich immer zu, nur passiert das bei langkettigen Brennstoffen wesentlich schneller, da diese thermisch instabiler sind. Auch bei niedrigeren Temperaturen treten im Vergaser schon Crackprozesse auf, die Kohlenstoff freisetzen. Mit fettem oder magerem Gemisch hat dies m.E. wenig zu tun, denn innerhalb des Vergasers ist nur Brennstoff und kein Gemisch.
Man kann sich das bildlich vorstellen, dass bei starker Bewegung auf molekularer Ebene (= hohe Temperatur) hohe Kräfte auf die Bindungsstellen wirken, so dass diese irgendwann abreißen (= cracken). Zur Temperatur s.u..

Du kannst auch versuchen, Fett oder Wachs zu sieden: das wird immer rauchen und stinken, da dann auch ebendiese Crackprozesse stattfinden, während man z.B. Benzin einfach "kochen" kann, ohne dass dies passiert. Petroleum und Diesel liegen dann irgendwo dazwischen.

Bei einer gut eingestellten Lampe werden die Wendel und das Mischrohr gar nicht so arg heiß (das ist aber alles "relativ" zu sehen), da die Verbrennung i.W. innerhalb des Glühstrumpfes stattfindet, und außerhalb nur noch das heiße Plasma und die Abgase aufsteigen. Kritisch wird es bei zu fetter Verbrennung: dann findet ein Teil der Verbrennung außerhalb statt (bis hin zur deutlich sichtbaren Flammenaura) und die Temperaturen am Vergaser und in der Haube steigen deutlich an (was dann u.U. auch zu schnellerer Verkokung und Mischrohrglühen führen kann).

Gruß, Martin

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.11.16 08:24.
Re: Vergaserverkokung
02. November 2016 08:43
Hallo Willi,
dann sind wir jetzt schon zu zweit!
Allerdings hab ich das Ganze bisher lediglich zur Kenntnis genommen und mich nicht weiter darum gekümmert.
Aus der Praxis kann ich jedoch folgende Erfahrungswerte hinzufügen:
a)
Lampen welche mit geringem Druck arbeiten, neigen je nach Brennstoffwahl, gerne zum Verkoken. Die Ölkohle ist dabei ziemlich schmierig. Sie lässt sich gut mit Aceton und Citironensäure lösen, ebenso im Ultraschallbad. Die Ölkohleschicht tritt im Regelfall ab dem unteren Drittel des Steigrohres des Vergaseroberteils auf.
Wenn Du ein solches Vergaseroberteil erwärmst, dann stickts und die Flamme entzündet sich.
Gut vergleichbar ist die Sache mit den alten Zweitaktmopeds, wenn die Dinger zu fett gelaufen sind und zugesetzt waren.

b)
Betreibst Du Lampi mit normalem Druck bis erhöht, jedoch mit magerem Gemisch, so ist die Verkokung zwar vorprogrammiert, jedoch auch hier erstrangig eine Sache der Brennstoffwahl.
Die Ölkohle ist in diesem Fall sehr hart und kristallin. Betroffen waren hier an meinen Lampen überwiegend die unteren Wendelanschlüsse.
Der Ölkohlepropfen ging dann bis zu 3 cm in die Wendel hinein.
Das Bowdenzugreinigungsverfahren hat in diesen Fälle gnadenlos versagt. Ein Erhitzen und Abschrecken in Eiswasser war nicht von Erfolg gekürt.
Die Massnahme verpuffte. Hierauf habe ich den unteren Wendelanschluss abgetrennt. Der vorgefundene Ölkohlepfropfen musste mit einem Akkubohrer dezent ausgebohrt werden. Nach dem Einlöten funktionierte das Bauteil wieder.
Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass solch befallene Wendeln, trotz zusätzlicher Bowdenzugreinigung verstärkt zur Propfenbildung neigen.
Zwischenzeitlich tausche ich an solchen Vergasern die Wendel komplett aus. An Werkmaterial können zum Einsatz kommen:
Eisenrohr, Edelstahlrohr (flexibel), Messingrohr
in den Abmessungen Durchmesser 8 mm Wandungsstärke 1 mm
Grüsse
Erich
Re: Vergaserverkokung
02. November 2016 17:45
Jetzt mal ein paar Fragen von mir dazu:

Martin sagt, das Verkoken und folgliches Zusetzen der Wendel, passiert eigentlich immer,
- a.) also auch mit Benzin oder Gemischen, die Benzin enthalten?
- b.) Beim Betrieb mit Alkohol auch?

- Woran bemerke ich eine Verkokung eigentlich?
Diese Frage deshalb, weil wenn die Wendel "dicht" ist, habe ich doch in etwa das gleiche Verhalten (Zünden, Betrieb), wie beim geraden Vergaser? Und da der Prozeß des allmählichen Verkokens, bis die Wendel endgültig zugesetzt ist, eher schleichend vonstatten geht, sodaß ich die Veränderung möglicherweise kaum bis gar nicht registriere und deswegen auch kaum auf die Diagnose "Wendel zugekokt" kommen würde - oder?

- Kann man der Sache irgendwie "sicher" vorbeugen?

Gruß Rüdiger
Re: Vergaserverkokung
02. November 2016 22:49
Hallo Rüdiger,
also bei Alkohollampen hatte ich bisher kein Verkoken. Allerdings hatte ich Ablagerungen durch das beigemischte "Dreckszeugs" von Vergällungsmitteln. Das war ziemlich lästig, bisher war es allerdings relativ leicht zu entfernen. Einfach das Bauteil in Alk eingelegt, da hat es sich gelöst. Dann im Ultraschallreinigungsgerät gereinigt!
Bei allen Brennstoffen wie Benzin, Diesel, JetA1, Petroleum hast Du jedoch die Verkokungserscheinungen. Je nach Gütegrad des Brennstoffs kann der Vorgang nur wenige Tankfüllungen dauern oder sogar Monate und Jahre. Aber irgendwann hast Du 2 bis 3 Bar Kesseldruck drauf und Lampi dimmert vor sich hin. Dann wird es höchste Eisenbahn mal nach dem Rechten zu schauen.
Vorbeugen ist möglich, bei regelmässiger Kontrolle auch mal das Vergaseroberteil ins Schüttelbad.
Grüsse
Erich
Re: Vergaserverkokung
03. November 2016 23:47
Hi,
So wie Erich das mit a und b beschreibt,

Sind durchaus verschiedene Prozesse bei der vergaserverkokung
Im gange, bei Betrieb mit niedrigem Druck bzw. bei hohen Temperaturen im Vergaser.

Die Crack Prozesse bei hohen Temperaturen erklären sich aus der Erdöl Chemie. Klar.

Aber die verkokung bei niedrigem Druck und geringer Temperatur gibt mir noch Rätsel auf.

Gruß
Willi
Re: Vergaserverkokung
04. November 2016 10:52
Hallo Willi,
ok, der Krackprozess ist Dir klar!
Unklar ist Dir jedoch warum diese schmierigen Ölkohlerückstände zustandekommen.
Natürlich könnte man jetzt hergehen, die ganzen Substanzen eines solch gefallenen Vergaseroberteils im Labor isolieren und bestimmen.
Wenn ich ehrlich bin, es macht zwar Spass, ist aber eine Heidenarbeit und kostet Zeit, und die Zeit ist derzeit bei mir Mangelware!
Man könnte dann die ganzen Erkenntnisse hier veröffentlichen, mit der Folge dass mehr als 50% der Leser das Wenigste verstehen und viele Missverständnisse auftauchen. Also auch nicht das Gelbe vom Ei!
Ich probier die Erklärung mal ganz einfach rüberzubringen.
Der Kraftstoff wird mit rund 2 Bar Druck in den Vergaser geschossen welcher sich problemlos auf 300° C bis 500° (Grobwert) erwärmen kann.
hierdurch wird der Kraftstoff nicht nur erwärmt, sondern es finden sehr wohl chemische Reaktionen statt. Du musst Dir das so vorstellen wie in einer Raffinerie. Nur hast Du da auch eingebaute Destillenbereiche zum Ablassen, Verfeinern und Weiterverfeinern. Ebenso Filter und Reinigungsbereiche.
All das weist unser Vergaser alles jedoch nicht auf. Der kennt nur einen Auslass und das ist die Düse Richtung Mischrohr.
Reichen die erreichten Temperaturen nicht aus um diese Verbindungen weiter zu kracken, dann lagern sich diese teilweise im Bereich des Vergasers als oft schmierige teerhaltige Substanz ab und verstopft das System.
Brennst Du jetzt diese Substanz mit einem Brenner ab, ähnlich wie das Ausbrennen einer 2-Takt-Auspuffanlage, dann verbrennt dieses Zeugs mit einer gelben russenden Flamme unter entsprechender Duftentwicklung. Zürück bleibt kristalline Ölkohle, welche dann enge Gasdurchgänge sehr wohl verstopfen kann.
Und als Endprodukt einer Erdölraffinerie, bleibt, nachdem alle anderen Stoffe nunmal schon im Vorfeld "abgezapft" wurden, vereinfacht ausgedrückt, nunmal eben eine Teermasse übrig.
Nichts anderes passiert also bei unserem Vergaser!
Grüsse
Erich
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