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Tips und Tricks, beste Strümpfe, Brennstoff, Tuning, Reinigung...


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Beitrag von Patrick am 15. November 2000 um 02:28:

Erst ein mal ein "Hallo" an die ganze Runde!, ich bin doch überascht, wieviele Liebhaber es von Petroleumlaternen gibt...!!!

Also Jungs, auf dieser Seite wird 'ne Menge (gut gemeinter) Schwachsinn verzapft. Ich selbst besitze schon seit Jahren einige Petromax- / Geniol-Laternen (11 Stück genau). Ich habe die Kommentare von einigen Leuten gelesen und mußte fast weinen. Deswegen möchte ich Euch hier ein paar verläßliche Tips geben.

Geschichtliches:

Erst einmal sind die Laternen Petromax und Geniol genau identisch und verschiedene Teile sogar auf der gleichen Maschine gepreßt. Ursprünglich hießen alle Laternen Petromax. Später, nach Kriegsende wurden in der ehemaligen DDR die Laternen weiter unter dem Namen Petromax gefertigt. Während der "alte Heinze" die gleichen Laternen unter dem Namen "Geniol" produzierte. Auf den Nachkriegs-Petromax steht deshalb immer "Made in Germany" und auf den "Geniol" "Made in West Germany". Nach der Wende einfach nur noch "Made in Germany" auf allen beiden. Weiterhin gibt es sowohl Petromax als auch Geniol in jeweils sämtlichen Größen: 150, 250/350, 500. Davon sind die 250'er bzw. 350'er genau baugleich und unterscheiden sich nur durch andere Düsen und Düsennadeln. Die 350'er wird aber schon seit längerer Zeit nicht mehr gefertigt.



Die besten Strümpfe:

Die besten Strümpfe waren die alten Dinger aus Asbest. Diese gab es von Petromax und Geniol. Sie waren noch in Pergamentpapier verpackt, stabil und mit bester Lichtausbeute. Ich habe zwei Laternen mit solchen Strümpfen, die über zehn Jahre alt sind. Die Strümpfe, die es heute zu kaufen gibt sind aus Quarz- oder Aluminiumoxidwolle und deutlich dünner gewebt. Leider sind sie nach dem Abbrennen viel kleiner und leuchten erheblich schlechter als die alten. Bekommt man nur noch die neuen Strümpfe, so verwendet man am besten einen 250'er in der 150'er und die 500'er Strümpfe in den 250/350'er Laternen. Für die 500'er hat man dann hoffentlich noch ein paar von den alten Strümpfen parat... (!)
Aber Vorsicht!, die meisten Strümpfe enthalten Beryllium (sau giftig!) und auch heute noch teilweise Thorium (radioaktiv!). Das heißt aber nicht, daß man die Laternen jetzt aus der Wohnung verbannen müßte. Neue Strümpfe müssen immer erst im Freien abgefackelt werden, und der Hautkontakt mit der Asche ist zu vermeiden (wenn doch, dann stets Hände waschen!).

Brennstoff:

Der beste Brennstoff den man für die Laternen bekommen kann ist (Lampen)-Kerosin. Den gibt es unter verschiedenen Namen und auch spott-billig, meist unter 1,50 DM pro Liter im 20 l-Kanister. Man bekommt ihn als "Brennstoff für Petroleumöfen" in vielen Baumärkten. Er ist hochgereinigt und fast aromatenfrei (>0,1%), damit praktisch völlig geruchlos und verursacht keinerlei Ablagerungen im Tank. Außerdem erfüllt er VbF AIII (für die ganz vorsichtigen...). Er ist kristallklar und verbrennt auch nahezu geruchlos.
Noch günstiger gibt's diesen Brennstoff im Ausland. In Frankreich habe ich noch neulich einen Kanister mit umgerechnet 1,17 DM pro Liter gekauft.
Laßt euch im Laden bloß kein echtes "Lampen- oder Putzpetroleum" aufschwatzen! Erstens ist das ein ganz billiges Zeug, das nach einiger Zeit in dem Tank Ablagerungen bildet und allmählich die Ventile zusetzt. Was schon nach "Petroleum" riecht und vielleicht sogar noch gelblich gefärbt sollte nicht auf Dauer im Tank bleiben.
Paraffinöl -bisweilen genauso teuer- verursacht aber keine Ablagerungen im Tank. Leider hat es den Nachteil, daß es sich bei extrem niedrigen Temperaturen schlechter zünden läßt!

Zur Not kann man aber sämtliche Brennstoffe wie Diesel, Petroleum, Fugzeug-kerosin und viele andere ab VbF AII verwenden. Ich rate jedoch dringends davon ab, Benzine mit VbF AI zu verwenden. Obwohl einige bei Arktis-Expeditionen empfehlen bis 20 % Reinigungsbenzin im Brennstoff zu verwenden. Drucklaternen sind nun mal pflegeintensiv, und wir hatten bestimmt schon alle mal die Erfahrung gemacht, daß unser Laternchen ein bißchen leckt! Ruckzuck setzt man dann die Bude in Brand! Genauso gefährlich sind übrigens auch alle "echten" Benzinlaterne!!!

Brennstoffe wie Rapsöl oder "Biodiesel" sind trotz irriger Meinung nicht unschädlicher oder schädlicher als Diesel oder Petroleum in geschlossen Räumen. Alle Brennstoffe verursachen eine gewisse Menge Ruß der die Lunge reizt und produzieren reichlich Kohlendioxid. Eine "Funzel" die dazu noch flackert und heftig rußt produziert zusätzlich noch hochgiftiges (!) Kohlenmonoxid!
Die eben erwähnten Naturöle kann ich nicht empfehlen, da sie nichts anderes als veresterte Fettsäuren sind, die die Laternen regelrecht zerfressen können. Außerdem ist "Biodiesel" mit seinen Dämpfen viel giftiger (er ist nämlich ein Methylester !!!) als vielleicht angenommen!

ALLE BRENNSTOFFE -ohne Ausnahme- bilden Koks-Ablagerungen im Verdampferrohr, das ist ein ganz normaler Vorgang den man auch als "thermisches- oder Druck-Cracken" bezeichnen kann! Und selbst billiger Diesel verursacht da auch nicht wesentlich mehr Ablagerungen als ein anderer Brennstoff! Es stinkt nur mehr -sowohl im Betrieb als auch in der Handhabung...
Dies kommt aber auch nicht von den "Aromaten" sondern von den darin enthaltenen Schwefelverbindungen, die schon in geringsten Konzentrationen widerlich müffeln können. Schädlicher ist es dadurch aber nicht!

Tuning:

Es ist mir aufgefallen, daß sowohl Geniol- als auch Petromax-Laternen in den letzten Jahren immer schlechter verabeitet werden. Ebenso sind sie nicht gut eingestellt und man kann bei richtigem Tuning nicht nur mehr Licht herausholen sondern sie auch schön in ihrer Leistung regulieren.
Zuerst zerlegt man seine Laterne vollständig und setzt sie danach stückweise wieder zusammen, nachdem man alle Einelteile in ihrer Funktion optimiert hat.
Die Gummidichtungen ersetzt man durch solche aus Vi ton, Te flon und Silikonkautschuk (kein Silikon !) oder wenn nicht erhältlich durch Neopren (alles im Industriebedarf). Die Originaldichtungen sind aus einem ganz billigen Zeug gefertigt, das schon nach wenigen Jahren total verhärtet.
Ebenso wird die Graphitpackung am Regulierrad wenn möglich durch eine aus Te flon ersetzt. Zumindest sollte man die Graphitpackung und die sich darin drehende Welle dünn mit Silikonfett einreiben.
Danach wird das Steigrohr wieder vorsichtig zusammengesetzt und der untere Teil Steuerstange durch verstellen der Kontermuttern so eingestellt, daß diese das Federventil gerade verschließen läßt, wenn die Nase des Regulierrades nach oben zeigt. Danach stellt man den oberen Teil der Steuerstange so ein, daß bei eingeschraubter Nadel und Düse gerade kein oder nur noch ein minimaler Widerstand mehr beim Drehen des Regulierrades festgestellt werden kann. Dann ist die Laterne optimal eingestellt! Wenn dann die Steuerstangenteile nicht mehr sicher mit den Kontermutten befestigt werden können, so kann man diese auch mit Weichlot verlöten.

Nun zieht man die Graphitpackung (mit Gefühl!) an. Am besten zieht man sie beim ersten Betrieb entgültig an, und zwar nur eine halbe Drehung mehr wenn sie gerade dicht macht!
Der Rest der Laterne wird dann wieder zusammengesetzt. Man erhält dann bei Verwendung eine richtigen Strumpfes mit anschließender Eistellung an dem Gemischregulierventil (im Hutoberteil) eine Laterne die sich wunderbar von ca. 20 % bis Volleistung regeln läßt! (s. o. "die besten Strümpfe")

Ach!:
Wundert euch aber nicht, wenn eure 250'er ein gelberes Licht gibt als eure 150'er oder 500'er. Dies ist durch das Hutoberteil konstruktionsbedingt. Wir haben schon alles bei verschiedenen Laternen ausprobiert. Deren Licht ist einfach gelblicher. Etwas hilft da auch die Verwendung eines 500'er-Strumpfes.

ACHTUNG!:
Sämtliche Bleidichtungen müssen nach dem Zerlegen durch neue oder besser durch Te flon-Dichtungen (diese sind auch mehrmals zu verwenden!) ersetzt werden!


Tips und Tricks:

Pumpe:

Oft ist selbst bei neuen Laternen die Pumpe viel zu schwergängig oder das Pumpenventil undicht. Man schraubt die Pumpenstange und das -Ventil danach mit einem langen kräftigen Schraubendreher heraus. Zuerst wird die Lederdichtung einfach umgedreht (!) und mit Silikonfett oder Vaseline gefettet. Wenn man das Ventil aueinanderschraubt wird dessen Dichtung auch einfach umgedreht, wenn man sie nicht durch eine bessere Dichtung aus Vi ton ersetzten kann. Wenn die Pumpe schwergängig war, oder so "ruppig stotternd" mit einem "brrpp-brrpp" pumpt, kann man von der Ventilfeder ca. 2 Gänge abzwicken. Die Pumpe geht danach ganz leicht und butterweich mit einem "pffffhhhhhhhhht!". Wenn man zuviel abgezwickt hat, und das Ventil nicht mehr richtig schließt, kann man die Feder einfach wieder etwas auseinanderbiegen.

ACHTUNG!: Macht dies nur, wenn ihr euch diese Änderungen zutraut, meckert nicht mit mir, wenn ihr euer Pumpenventil demoliert!


Brenner:

Sollte einmal der Keramikbrenner, dessen Gewinde zerbröseln oder er sich einfach ständig lösen, dann kann dieser wieder dauerhaft mit etwas sauberem Ton oder Lehm (kein Gras oder Steinchen darin...!) repariert werden. Man feuchtet die Keramik etwas an und kittet sie bzw. klebt sie damit wieder in das Messinggewinde ein. Man läßt kurz antrocknen, setzt dann einen neuen Strumpf drauf und feuert vorsichtig an. Nach 10 min ist die Keramik wieder wie neu.

Düsen und Düsennadeln:

Düsen und Nadeln müssen jeweils zueinander passen. Zu den kleineren Laternengrößen sind diese nicht kompatibel. Die Laternen rußen nur noch so vor sich hin. Wenn man eine geringere Leistung in Kauf nimmt, so kann notfalls aber eine kleiner Düse mit ihrer Nadel in der nächst höheren Laternengröße verwendet werden (150'er in einer 250'er Laterne oder die 250/350'er in den 500'ern)
Sollte sich die Düsennadel (bzw der dünne Draht davon) in der Düse festfressen oder festrosten weil man meinen Rat nicht befolgte und doch Rapsöl oder Biodiesel eingefüllt hat, ;o)
so kann man wenigstens die Düse selbst retten indem man sie für ein paar Tage in Salz- oder Schwefelsäure (Batteriesäure 1:3 mit Wasser verdünnt) einlegt. Der Stahldraht wird dabei aufgelöst, Düse und Nadelunterteil bleiben dabei erhalten. Bekommt man keine neue Nadel, so kann man die Laterne auch ohne, lediglich mit der Düse alleine betreiben bis man eine kriegt. Solange ist die Leistung nicht regelbar und die Laterne nur mit voller Leistung zu betreiben.


Reinigung:

Ein besonderes Problem stellen die Koksablagerungen im Verdampferrohr dar (die bei allen Brennstoffen entstehen). In die Windungen kommt man nämlich nicht hinein. Diese können aber durch Erhitzen mit einem Brenner gelöst werden. Wenn man dann noch gleichzeitig Luft oder Sauerstoff (mit Gefühl!) durchbläst, dann wird alles saubergebrannt. Aber nie mehr Erhitzen wie dunkle Rotglut, sonst schmilzt das Messing weg. Ebenso darf dabei der Konus (dort wo die Überwurfmutter sitzt) niemals ausgeglüht werden!

BW HK 500:

Diese ist genau identisch mit der Zivilversion, -mit einer Ausnahme- sie ist matt vernickelt. Wer sich die Mühe macht, kann mit etwas feinem Schmirgelpapier und Sidol (Politur) eine wunderschöne Messing-500'er hervorzaubern. Diese sieht dann aus wie neu! Das gleiche gilt für alte abgegammelte (ehemals) verchrohmte Laternen, die man schon für zwanzig Mark auf dem Flohmarkt erhalten kann.


Chinesische Fertigung:

Jungs, laßt davon die Finger weg! Die Dinger bestehen aus emailliertem oder lackiertem Stahlblech. An den Nähten gibt es dann irgendwann Lochfraß, den man von außen aber nicht sehen kann! Nach wenigen Jahren kann es dann passieren, daß während dem Betrieb der gesamte Boden heraus platzt! Normalerweise passiert dann bei Verwendung von Brennstoffen mit VbF AIII nicht so viel. Wenn das Ding aber mit entzündlicheren Brenstoffen betankt war, dann sieht das ganze aus wie der Start der Ariane IV in Korou...
Daß alles drumherum dan in Flammen steht, brauche ich wohl nicht zu sagen!?

Ich freue mich, wenn ich Euch damit weiterhelfen und einige Märchen aus der Welt räumen konnte.

Patrick





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