Forum Petroleum

Hallo zusammen,

Dochtlampe ist für mich ein bischen neu. Deshalb hab ich da mal diverse Fragen wie Ihr meine neue Errungenschaft bearbeiten würdet.

Ich hatte gedacht:
- entlacken und entrosten, neu lackieren. Sandstrahlen lassen? Glasstrahlen . . . oder wie?
- den Brenner reinigen, Dochtverstellung geht etwas hackelig, aber ich denke das wird nur Schmutz sein. Wie reinige ich den Brenner am Besten, kann man sowas einfach zerlegen, wie bei einer Aladdin?
- das Gewindeteil vom Brenner ist mit dem Brenner durch Bördelung verbunden aber leider nicht fest, das bewegt sich beim verschrauben ein bisschen mit, darf das? Kann ich das vielleicht einfach fest löten?
- Altersbestimmung durch das Dochtrad möglich? Bild anbei.
- Wer ist der Hersteller?

Fragen über Fragen. Würde mich sehr freuen wenn ich Antworten bekommen könnte.

Gruß
Andreas

Leuchtende Grüße

Der Leuchter

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Es ist besser, ein kleines Licht zu entzünden,
als über große Dunkelheit zu fluchen.
- Konfuzius -

Hallo Andreas,
ein schönes Lämpchen hast du da ergattert. Also mit strahlen egal womit sollte man sehr sehr vorsichtig sein. Die Messingteile sowieso nicht, damit zerstörst du die Oberfläche und es wird nie wieder glatt. Da kannst du mit heisser Citronensäure rangehen. Einlegen warten rum schwenken mit weicher Bürste abbürsten und dann gut abspülen. Evt. auch länger drin lassen. Damit bekommst du Messing normalerweise wieder richtig gut hin. Danach ausgiebig mit Sidol oder ähnlichem polieren. Nicht wundern, Messing wird durch Austritt von Kupfer dabei leicht rötlich. Lässt sich aber gut weg polieren. Der Schirm und der Blaker wird aus Eisenblech sein, die Lyra wohl auch. Hier könntest du strahlen aber vorsichtig, zu stark verformt das Material. Besser wäre eine Behandlung im elektrochemischen Entrostungsbad. Das ist ganz einfach, mal googeln. Das holt dir den Rost komplett runter ohne das Material weiter zu schwächen und gleichzeitig geht die alte Farbe auch mit ab. Dann kannst du gut wieder aufbauen mit Grundierung und Lackierung. Wo nichts gelötet ist würde ich auch nicht „pfuschen“. Versuche die Bördelung nach zu arbeiten. Ansonsten alles ganz in Ruhe ohne zu huddeln, dann wird das schon.
CU Bernd

Hallo,

danke für die schnelle Antwort.

Die Aufbereitung des Brenners hätte ich eh mit Seifenlauge und Zitronensäure gemacht. Danach mit der Messingbürste, Stahlwolle und Polierpaste. Das war mir schon klar. Und stimmt, die Bördelung könnte ich vorsichtig wieder fester drücken.

Ich hatte an den Schirm und die Lyra gedacht. Du hast Recht das dünne Blech vom Schirm könnte eine Sandstrahlung nicht gut Bekommen. Ich kenn da jemanden, der könnte mir beim elektrolytischen entrosten vielleicht helfen ;-)

Die Lyra ist recht stabil, da könnte man auch vorsichtig schmirgeln.

Das komische umgedrehte Muffinförmchen (ich glaub das Ding heisst Blaker) ist total verrostet und wird auch nur davon zusammengehalten. Da hab ich in Stockholm (bin gerade im Urlaub :-)) schon Ersatz beschafft. Ein total geiler Laden, riesengroß und nur Dochtlampen in großer Auswahl. Hab ich durch Zufall gefunden. Ich denke ich darf den Namen hier leider nicht nennen, oder?

Kann noch jemand was über Hersteller und Alter sagen?

Freu mich schon auf das Basteln wenn ich wieder zu Hause bin, werde dann berichten.

Gruß
Andreas

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Der Leuchter

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.08.15 20:37.

Hallo Andreas,

Hersteller des Brenners und eventuell der ganzen Lampe ist der gute Hugo aus Leipzig. Nachname Schneider.

Die Entstehungszeit dürfte um die Jahrhundertwende -20/+20 Jahre liegen. Das Lämpchen sieht noch ziemlich gut aus für sein Alter.
Zur Brennerreinigung ist ja schon einiges gesagt.
Zuerst badest du den Brenner in Natriumhydroxydlauge (Abflussreiniger), damit löst du den Dreck und eventuell festgebackene Teile. Galerie abschrauben. Teile abbürsten und dann kurz in heiße Zitronensäure geben. Sobald das Messing anfängt, rötlich zu werden oder am besten kurz davor, herausnehmen, abspülen und nochmal kurz in die Natrimhydroydlauge zurück. Danach in sauberem Wasser spülen und trocknen lassen. Die Messingteile kannst du dann polieren, ich nehme dazu ein altes Biber-Bettlaken und eine Mischung aus Elsterglanz und Ako-Polish. Hernach wieder gut in Spüliwasser abspülen und dann trocken reiben.

Bei den Eisenteilen verfahre ich gewöhnlich fast genauso. Entlacken in NaOH, entrosten in Zitronensäure. Danach wieder neutralisieren und mit feiner Drahtbürste bzw. Dremel die Oberfläche Stück um Stück reinigen. Mit Aceton entfetten und anschließend lackieren, dabei als unterste Schicht einen Rostschutzhaftgrund verwenden. Erste Wahl bei der Farbe wäre unten weiß und oben schwarz oder grau/silbern. Möglich ist auch Zinkspray. Falls die Lyra noch ihre ursprüngliche Verzinnung haben sollte, brauchst du nach dem Entrostungsbad nur mit Lappen und Elsterglanz nachreiben.

Grüße
Max

Hallo Max,

danke auch nochmal für die ausführliche Antwort.

Gerade bei der Farbgebung gibt es bei uns Diskussion. Die Originalfarbe des Schirms ist oben wie unten ein weiß. Die Lyra war mal in einem Gold- oder Messington gestrichen. Ich würde ja gerne die Originalfarben nehmen, aber da werden wir nochmal drüber reden müssen ;-)

Entrosten des Schirms geht mit Zitronensäure? Ohne die aufwendigere Elektrobehandlung? Das wäre ja sehr schön. Eine Verzinkung ist bei der Lyra leider nicht mehr zu erkennen.

Zum Zerlegen des Brenners hab ich noch mal eine Frage. Die Galerie ist das oberste Teil des Brenners, im Prinzip wird dort das Glas aufgesteckt, richtig? Das ist mit einer "weissen Substanz" am restlichen Brenner befestigt. Wie löst man das?

So reicht erst mal wieder :-)

Gruß
Andreas

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Hallo Andreas,

ja, entrosten geht mit Zitronensäure, die Sturmlaternensammler werden dir das bestätigen. Den Schirm legst du am besten in eine (Plastik)-schüssel, in die du kochende Zitronensäure gefüllt hast. Die Oberfläche des Schirms wird sich schwarz verfärben (geht wieder ab) und Roststellen werden rostbraun. Zwischendurch immer mal mit einer Burste abschrubben, so siehst du genau, wo noch Rost ist und wo das Eisen blank. Bei hartnäckigen Stellen die Drahtbürste zu Hilfe nehmen, so muss das Teil nicht so lange in der Säure bleiben. Du wirst sehen, der Rost löst sich auf.

Die weiße Masse halte ich - ohne sie genau gesehen zu haben - für alte Putzmittelreste wie etwa Sidol. Das löst sich im Wasser, spätestens in der Natronlauge. Wo die Galerie endet, weißt du? An dem kleinen Spalt gleich über dem Dochtstellrad! Dort lässt sich das gesamte Oberteil, die Galerie, abdrehen! Nicht das DSR zum Drehen zu Hilfe nehmen, das verbiegt leicht. Lieber noch etwas weichen lassen bzw. mit einem Lötbrenner die Stelle rundum vorsichtig warm machen, sollte das Gewinde verklebt sein. Vorher den Brenner natürlich vom Tank abschrauben.

Die Farbgebung ist natürlich völlig dir überlassen, nur werde ich bei goldbronze immer vorsichtig, dass da evtl. schonmal "restauriert" worden ist. Die Lampen sind ja recht einfache, schlichte Ausführungen für Arbeiterküchen bzw. Fabrik- und Nebenräume. Eher nichts "Pomfortionöses" für über den Tisch in der guten Stube. ;-) Wobei man das heute als Stilbruch durchaus machen kann.

Grüße
Max

Ich muss da nochmal nachfragen ;-)

Was haltet ihr denn von den angebotenen "Rostumwandlern" in der Elektrobucht auf Basis der Phosphorsäure?

Gruß
Andreas

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Kurz gesagt nix. Teurer als Citronensäure, du hantierst mit einer stärkeren Säure als nötig und die hinterlassen dann Rückstände die auch wieder runter müssen.
Die Citronensäure tut ihren Dienst gut, genau wie NaOH (Natronlauge)(Rohrreiniger), bei dem man aber deutlich mehr aufpassen muss. Und das elektrochemisches Entrosten aufwändig ist halte ich für ein Gerücht. Batterieladegerät, ein paar Kabel, eine Plastikschüssel und Wasser und Backpulver. Thats it! Und es gibt nix schonenderes und gründlicheres.
CU Bernd

Hallo Bernd,

danke für die klaren Worte. Natriumhydroxydlauge ist bestellt, Zitronensäure hab ich. Ich werde mal sehen wie es funktioniert. Wenn das nicht zu meiner Zufriedenheit läuft kann ich das elektrochemisches Entrosten ja noch zusätzlich probieren.

ich werde Berichten und vielen dank für die guten Tipps.

Gruß
Andreas

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.. meinen Senf dazu:
Natriumhydroxid ist nichts anderes als Rohrreiniger - ab 1,-- bei Tedy oder um die 1,50 beim Diskounter in der WC-Putzregal.

Dann noch:
Gieße nioemals Wasser in die Säure, sonst passiert das Ungeheure!
Also: Zuerst gesamt-geplante Menge Wasser in den Eimer,
bei der Natronlauge reicht kaltes Wasser, weil sich die Lauge selbst erwärmt.

Zitronensäure gibt es als Pulver in kg-Gebinden für weitaus kleineres Geld,
im Kaufladen - Mischung zu ca. 5% reicht, erwärmen beschleunigt die Wirkzeit.

Aber ... nach einem Säurebad unbedingt neutralisieren, z.B. in Seifenlauge (Spülmittel),
sonst wirkt die Säure weiter und es rostet unterm Lack oder der Politur weiter.

Persönliche Schutzausrüstung tragen!
Vor allem beim Umgang mit der Natronlauge - die ist STARK ätzend -
ein Spritzer ins Auge und die Netzhaut wird irreversibel graumatt = wie blind!!!
Also:
Dichtschließende Schutzbrille - die auch seitl. abdichted (ähnl. wie ne Taucherbrille),
langstulpige und wirklich feste Gummihandschuhe tragen, Ärmel bis vorne abwickeln,
Dämpfe der Lauge nicht einatmen, am besten im Freien hantieren,
Behälter der Lauge fest schließen (ich verwende leere Dispersions-Farbeimer).

Zitronensäure ist mit 5%iger Konzentration etwas unbedenklicher.

Bei Unfällen:
Sofort mit reichlich kaltem Wasser spülen.
Nach Verschlucken: Nicht zum Erbrechen bringen, mit viel Wasser verdünnen.
Dann ab zum Arzt!

Entsorgen verbrauchter Brühe nach starker Verdünnung in den Lokus ...

Gruß Rüdiger

Hallo zusammen,

möchte einen kleinen Zwischenbericht abgeben.

Brenner und Glas sind gereinigt und die Lampe leuchtet schon wieder :-)

Dank Natronlauge und den Tipps hier im Forum hab ich auch den Lampenschirm entlacken können. Natronlauge ist schon ein geiles Zeug. Nur beim elektrolytischen Entrosten will sich der Erfolg nicht einstellen.

Aufbau:
- Farb-Eimer mit Natronlauge ca. 15-20%
- VA Rohr als Minuspol
- Labornetzteil das 4A liefert
- Lampenschirm als Pluspol
- Lampenschirm wird ca. zu 70% in die Lauge getaucht, größer ist mein Eimer nicht

Ich hab jetzt bestimmt schon 20h Strom angelegt, aber ein entrosten findet irgendwie nicht statt. Ich kann noch nicht einmal sagen das der Rost weniger geworden ist. Kann es sein das die Fläche einfach zu groß ist? Der Schirm hat bestimmt 50cm Durchmesser. Oder liegt das Problem an der Verzinkung? Wäre für einen Tipp dankbar. Zur Not muss ich den Schirm abschleifen, aber das würde ich gerne vermeiden.

Gruß
Andreas

PS: Bilder werde ich zeigen wenn ich ganz fertig bin.

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Hallo zusammen,

wollte euch nur kurz das Ergebnis vorstellen.

- Mit Natronlauge entlackt und den Brenner darin gereinigt
- Brenner im Zitterbad gereinigt und mit Stahlwolle poliert
- Docht erneuert, der Alte war ganz bröselig und steif
- Glas gereinigt
- Das entrosten hat nur semi funktioniert. Nach 48h bei 4 Ampere in der Natronlauge haben sich die dicken Roststellen nicht geändert. Daher hab ich dann meinen Dremel zum Einsatz gebracht
- Alles grundiert und neu lackiert

Ist echt ein schönes Lämpchen geworden, leutet schon die letzten Abende. Die nächste ist auf dem Weg zu mir :-)

Leuchtende Grüße

Der Leuchter

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- Konfuzius -

Danke für eure tollen Tipps und Hilfe!!!!

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