Hallo, hier ein Bericht den ich auf einer alten CD fand. Lothar Spaniol lernte ich etwa 2009 kennen.
Sicher hörten einige die Geschichte schon, jetzt kennen sie noch mehr.
Die Petromaxlampe, ein Lichtspender und Brückenbauer.
Eine Begebenheit aus einem meiner Einsätze.
von Lothar Spaniol
Freitag der 13.03.1992, in Erzincan (Ost Türkei) bebte die Erde. Zwei drittel aller Gebäude in der Stadt sind eingestürzt oder schwer beschädigt und viele Menschen unter den Trümmern verschüttet. Von der deutschen Regierung wird die SEBA (Schnelle Einsatz Einheit Bergung Ausland) des Technischen Hilfswerkes in die Krisenregion gesandt. Bis zu meiner Verrentung war ich bei dieser Einheit als Schirrmeister tätig. Unsere Einheit schlug die Zelte auf einem mit ca. 30 cm Schnee bedeckten Sportplatz, in der Nähe einer Kaserne, auf. Da wir nicht alle Materialien bei einem solchen Einsatz mitführen können versuchen wir stets vor Ort das eine oder andere zu beschaffen. So versuchte ich am 18.03. bei der Türkischen Armee für unsere Arbeit Material zu besorgen. Wegen des Nachbebens waren auch alle Soldaten in den Zelten untergebracht. Ich begab mich zu dem Kommandozelt, wo zwei Soldaten Wache standen, um dort mit dem Offizier zu sprechen. Einer der beiden Soldaten meldete mich bei ihm an und bat mich anschließend in das Zelt. Das Zelt war voller Soldaten, der Offizier saß an einem großen reich geschnitzten Schreibtisch. Auf beiden Seiten stand je ein Soldat mit Handtüchern, der eine mit nassen, der andere mit trockenen Tüchern, er selbst arbeitete an einer Petromax- Lampe. Diese war gänzlich mit Ruß bedeckt, man sah dass er sie zum brennen brachte, aber nicht zum leuchten. Nach einer kurzen Begrüßung trug ich ihm meine Bitte wegen des benötigten Materiales vor, bemerkte aber seine geistige Abwesenheit.
Über die Pertomaxlampe baute ich nun eine Brücke zu ihm und gab ihm zu verstehen wie schwer diese Lampe zu bedienen sei. Dann erzählte ich ihm dass ich diese Art Lampe von der Ausbildung beim THW her sehr gut kenne und bot ihm meine Hilfe an. Auf diesen Vorschlag ging er bereitwillig ein und bot mir seinen Platz am Schreibtisch an. Nun zerlegte ich die Lampe, reinigte die einzelnen Teile, besonders das mit Ruß überzogene Glas und baute sie wieder zusammen. In einzelnen Schritten erläuterte ich ihm die Arbeitsweise der Lampe und glimmte den Glühkörper ab. Danach erklärte ich ihm die Vorgehensweise beim Anzünden, heizte die Spirale vor und zündete die Lampe an. Diese erstrahlte in ihrem vollen Glanz und erhellte das vorher so spärlich beleuchtete Zelt. Die Soldaten, die meiner Arbeit gespannt zusahen, waren alle vom hellen Licht der 500. H.K. (etwa 350W) Petromaxlampe beeindruckt, begeistert spendeten sie lautstarken Beifall.
Der Offizier, der sehr gut deutsch sprach, trat vor mich, nahm Haltung an und fragte mich nach meinem Begehren welches ich nochmals vortrug. Nach einer herzlichen Verabschiedung stellte er mir zwei Soldaten zur Verfügung. Diese hatten die Aufgabe mich in das Magazin der Kaserne zu begleiteten und sollten das Material, welches ich aussuchte, zu unserer Einheit tragen. Im Magazin angekommen zeigte ich ihnen was ich alles benötige. Einer der Soldaten begann zu lachen und ich fragte ihn warum er dies tue. Er gab mir zu verstehen dass er Achmed heiße und meinte, wenn er all dieses Material benötigen würde, würde der Offizier ihn erschießen und aufhängen.
Aus meiner aktiven Zeit beim THW gibt es einige solcher Geschichten zu erzählen. Ich glaube aber, für einen passionierten Lampensammler wie mich, ist diese Geschichte nur sehr schwer zu übertreffen.